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Über mich

Margherita ZanderMeine leibliche Mutter ist schon bald nach meiner Geburt an einer offenen Tuberkulose erkrankt und hat danach ihr Leben nur noch in Kliniken und Sanatorien verbracht. Der Vater, schwer verwundet aus dem Krieg zurückgekehrt, sah sich nicht in der Lage, seine beiden kleinen Töchter zu versorgen und sich um sie zu kümmern. So bin ich bei einer „Pflegemutter“ aufgewachsen, die – selbst Witwe – fremde Kinder in Pflege nahm, um ihre eigenen durchzubringen. Daneben arbeitete sie als Haushaltshilfe, Wäscherin und Putzfrau. Aber sie war eine rechtschaffene Frau und hatte ein „gutes Herz“. Daher konnte sie sich nicht dazu entschließen, mich in ein Heim zu geben, obwohl mein Vater nicht für mich bezahlte.

Ich ging in Lana zur Volksschule, einem kleinen Ort in Südtirol, wo man sehr viel auf sich  hielt, wenn man ein Stück Land hatte oder irgendeinen anderen Familienbetrieb. Wer eigenes Besitztum oder reichlich finanzielle Mittel nicht vorweisen konnte, lief Gefahr, als Außenseiter ausgegrenzt zu werden. Dies warf einen bitteren Schatten auf meine ersten Schuljahre, bis mich eine Lehrerin unter ihre Fittiche nahm und dafür sorgte, dass ich nach Meran in die Mittelschule kam. Angesichts der knappen Mittel, über die meine Pflege-mutter verfügte, erreichte sie, dass ich kostenlos mit dem Bus nach Meran zur Schule fahren konnte. Die Schulbücher erarbeitete ich mir im Sommer mit Pilze sammeln und Himbeeren pflücken.

Auch in den weiterführenden Schulen – nach der Mittelschule besuchte ich die Lehrer-bildungsanstalt, die zur Matura (=Abitur) führte – traf ich immer wieder auf  Lehrkräfte, die mich besonders gefördert haben. Es war wiederum eine Lehrerin, die mich auf die Idee gebracht hat, nach der Matura ein Studium anzustreben.

Auf diesem Weg kam ich – im legendären Herbst 1968 – zum Studium nach Bonn, mit einem kleinen Stipendium des Akademischen Auslandsamtes in der Tasche, großen Erwartungen und reichlich Unbehagen im Bauch, wie ich mich wohl in der „großen weiten Welt“ durchschlagen würde. Es war damals mitnichten üblich, dass ein Mädchen aus Südtirol – zumal aus bescheidenen Verhältnissen – diesen Schritt wagte.

Die später – nach Abschluss des Studiums – eingeschlagene berufliche und akademische Laufbahn hat mich darin bestärkt, dass dieser Schritt richtig war. Trotz der räumlichen Entfernung und der zunehmenden sozialen Distanz zu meiner Herkunft, blieb ich innerlich in großer Dankbarkeit meiner Pflegemutter und all jenen verbunden, die mir diesen Weg ermöglicht haben.

Angesichts meiner Herkunft war es nur folgerichtig, dass ich mich zunächst beruflich – nach meiner Promotion (Fach Gesellschaftswissenschaften) und vorübergehenden freiberuflichen Tätigkeiten – in der Sozialpolitik engagiert habe. So war ich mehrere Jahre als sozialpolitische Referentin der GRÜNEN und von Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Bundestag und anschließend als Grundsatzreferentin im Hessischen Ministerium für Kinder, Jugend, Familie und Gesundheit tätig. Doch bald schon musste ich die Erfahrung machen, wie weit die Kluft zwischen erarbeiteten Konzepten, an denen ich beteiligt war,  und dem „realpolitisch“ Umsetzbaren auseinanderklaffte.

Daher war es nur folgerichtig, aus der „politischen Praxis“ in die Lehre und Forschung über zu wechseln; in die Mühlen der Parteiarbeit wäre ich auch nicht gerne geraten. Die Berufung an die Fachhochschule Jena (später Münster) mit dem Lehrgebiet Sozialpolitik hat mir dann die Möglichkeit geboten, meinen Forschungsschwerpunkt  „Kinderarmut“ aufzubauen, der zu meinem Lebensthema werden sollte ebenso wie die später hinzu-gekommene Fragestellung der Resilienzförderung.

Noch zwei Sätze zum persönlichen Werdegang, da es sowohl in der Lehre als auch in der Forschung immer um die ganze Person geht: In erster Ehe war ich mit Frank Zander, Chemiker, später Experimentalfilmemacher und Mediengestalter, verheiratet. Daraus stammt  mein über alles geliebter Sohn Jan Oliver. Diese Ehe ist nach dreißig Jahren geschieden worden.

Seit kurzem (Juli 2011) bin ich nun ein zweites Mal verheiratet – mit Martin Roemer, Lyriker und Musiker (Link), mit dem ich nach meiner Pensionierung in Brunsbüttel, hinter dem Elbdeich, leben und wo ich zukünftig „frei vom Beruf“ an meinen Themen weiter arbeiten werde. Martin Roemer hat mein vorletztes Buch „Armes Kind  – starkes Kind? Die Chance der Resilienz“ redigiert und ist Mitherausgeber des „Handbuch(s) Resilienz-förderung“.

Martin Roemer & Margherita Zander 2011

 

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